Rad+Freizeit nachhaltig


Auch die Radreisemesse hinterlässt einen CO2-Fußabdruck

Um unsere Radreisemesse möglichst klimaneutral zu gestalten, bieten sich etliche Handlungsfelder an:

① Alternativen prüfen:

Da haben wir nichts gefunden. Gar keine Messe oder eine virtuelle Messe ist vermutlich Ressourcen schonender. Aber das kam für uns nicht in Frage. 100 Aussteller und 3000 Besucher, die im vergangenen Jahr unsere Messe besuchten, sind für den ADFC Bonn Rhein-Sieg Grund genug, sehr viel Zeit, Energie und ehrenamtliches Engagement in die Planung und Durchführung unserer Radreisemesse zu stecken. Wir wollen schließlich Menschen für den Radurlaub und das Radfahren begeistern. Und der Radurlaub ist die „Einstiegsdroge“ für das Alltagsradeln. So geht Verkehrs- und Klimawende!

② An- und Abreise:

Zur Radreisemesse mit dem Auto? Geht ja gar nicht? Doch, wer nicht anders kommen kann, wer als Aussteller viel Material transportiert, der kommt mit dem Kfz. Im Parkhaus hinter dem RHEIN SIEG FORUM gibt es hinreichend Parkplätze. Aber wer radaktiv ist, kommt natürlich mit dem Rad zur Rad+Freizeit. Sichere Fahrradabstellmöglichkeiten stellen wir auf dem Schulhof neben dem RHEIN SIEG FORUM bereit. Das RHEIN SIEG FORUM ist fußläufig vom Regional- und Fernbahnhof Siegburg in wenigen Minuten erreichbar. Dort stehen auch Nextbike-Leihräder zur Verfügung. Der ADFC bietet und bewirbt den Kauf von Eintrittskarten über bonnticket, die die Anreise im gesamten VRS-Gebiet ermöglichen. Innerhalb des Messegeländes sind die Wege kurz und barrierefrei.

③ Energieverbrauch:

Das RHEIN SIEG FORUM ist mit modernster Gebäudetechnik ausgestattet. Es bezieht 100% Ökostrom. In der Halle wird gerade bei großem Publikumsandrang nicht unnötig geheizt. Die Beleuchtung ist energieeffizient. Die Lüftung erfolgt bedarfsabhängig. Der Wasserverbrauch ist durch moderne Technik in Küchen und Sanitärräumen gering.

④ Abfall(vermeidung):

Natürlich werden im RHEIN SIEG FORUM die Abfälle getrennt. Aussteller nehmen ihre Abfälle wieder mit. Wir bitten Aussteller und Besucher, möglichst sparsam mit Papier und Drucksachen umzugehen. Die Nutzung von Recyclingpapier ist beim ADFC Standard, aber auch bei den Ausstellern dürfte das inzwischen selbstverständlich sein. Messestände sind auf langjährige Nutzung ausgelegt. Der ADFC hat sich in diesem Jahr für einen Teilbereich einen neuen Messestand geleistet. Lassen Sie sich überraschen.

⑤ Catering:

Bei der Verpflegung unserer Messehelfer setzt der ADFC schon immer auf regionale Produkte aus biologischem Anbau. Das RHEIN SIEG FORUM bezieht alle Produkte aus fairem Handel und ökologischem Landbau. Auf Fleisch wird verzichtet. Wir versuchen, weitestgehend ohne Plastikflaschen auszukommen. Das Geschirr im RHEIN SIEG FORUM wird wiederverwendet.

⑥ Verbrauchsmaterial:

Auf Give-Aways kann man auf einer Messe schlecht verzichten. Es ist ja der Sinn der Veranstaltung, dass Reiseanbieter, Fahrradhändler und Ausrüster ihr Angebot bewerben und sich in Erinnerung bringen. Hier sind auch die Besucher gefragt: Man muss nicht wie ein Jäger und Sammler über die Messe gehen, sondern kann sich auf die Prospekte, Give-Aways und Produkte beschränken, die einen wirklich interessieren.

⑦ Kinderbetreuung:

Die gehört bei der Rad + Freizeit seit vielen Jahren zum Angebot. Damit Sie ihren nächsten Fahrradurlaub in Ruhe planen können, können ihre Kleinen mit unseren ehrenamtlichen Betreuer:innen spielen, malen und basteln. Für das Laufradrennen neben der Halle sollten die Kids eine Fahrradhelm dabei haben.

⑧ Besucherbefragung:

Fühlen Sie sich angesprochen. Unsere Befragung dient ja dazu, unsere Messe noch weiter zu verbessern. Das geht nur mit Ihrer Hilfe. Dabei gendern wir natürlich, wo immer es geht. Es geht, solange es les- und verstehbar bleibt.

⑨ Ausgleichsmaßnahmen:

Wir karren keine 100 Lkw-Ladungen Schnee in das RHEIN SIEG FORUM wie beim Biathlon auf Schalke, auch keine 200 LKW-Ladungen Lehmboden, wie beim ADAC-Supercross-Mopedrennen in der Westfalenhalle. Dennoch ist eine Veranstaltung wie unsere Rad+Freizeit nicht klimaneutral. Das RHEIN SIEG FORUM arbeitet mit der Bonner Firma woodify https://lets-woodify.de/ zusammen. Woodify organisiert als Ausgleichsmaßnahme regionale Aufforstungsaktionen. Da die Radreisemesse für uns als ehrenamtlich tätiger Verein auch ein finanzielles Risiko darstellt und Ausgleichsmaßnahmen noch nicht gesetzlich vorgeschrieben sind, verzichten wir in diesem Jahr darauf.

⑩ Mehr Infos:

Wer sich eingehender damit beschäftigen will: Auch für Messen und andere Veranstaltungen gibt es auf ein Rechenprogramm, um den CO2-Fußabdruck einer Veranstaltung zu ermitteln: www.energieagentur.nrw/klimaschutz



Nachhaltigkeit in der Fahrradindustrie


Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz spielen in der Fahrradszene eine immer größere Rolle. Fahrradfahren, vor allem in der Bio-Bike-Variante (ohne E-Motor-Unterstützung) gilt zu Recht grundsätzlich als klimafreundlich. Für manche ist Klimaschutz gar der wichtigste Grund, auf das Rad als Hauptverkehrsmittel umzusteigen.

Andererseits: Auch der Fahrradmarkt verbraucht Ressourcen, belastet das Klima, produziert Schadstoffe. Und er funktioniert nach Marktgesetzen: Die Fahrradkomponenten kommen meist aus der ganzen Welt, von dort, wo sie am günstigsten zu bekommen sind, Rahmen vor allem aus China, Südkorea oder Taiwan. Lange Transportwege sind meist preiswert und fallen bei den Kosten kaum ins Gewicht. Weiterverarbeitet gehen die Produkte auf alle Märkte, die großen Absatz versprechen. Höher, schneller, weiter - so funktioniert der Markt. Wer nicht wächst, kommt unter die Räder. Nur wenige Hersteller produzieren auch dort, wo ihre Verkaufsmärkte liegen.

Doch es gibt gegenläufige Entwicklungen: Stahl, Alu, Carbon oder Titan - welches Rahmenmaterial ist am nachhaltigsten? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Recyclebarkeit, Reparaturfreundlichkeit, Langlebigkeit, Verfügbarkeit der Rohstoffe und deren Energiebilanz - Hand auf Herz, wer hat beim letzten Fahrradkauf darauf geachtet? Meist stehen Preis, technische Ausstattung, Gewicht und Design im Mittelpunkt der Kaufentscheidung.

Nachhaltigkeit in der Fahrradindustrie

Zum Glück sind viele Hersteller da weiter als wir Konsumenten. Continental stellt Reifen aus Löwenzahnkautschuk her. Schwalbe recycelt seit Sommer 2022 Reifen, und spart dabei nach eigener Aussage 80 % CO2-Emissionen. Das Ziel ist, eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu erreichen. US-Radhersteller Trek kam in seinem Nachhaltigkeitsreport zu dem Ergebnis, dass der Warentransport den prozentual größten Anteil an seinen CO2-Emissionen habe. Und vermindert daher seinen Luftfrachtanteil radikal. Der Verbund Service und Fahrrad e. V. zertifiziert besonders langlebige Fahrradkomponenten und zuverlässiges Zubehör mit dem "VSF all-ride Qualitätssiegel", die sich durch "höchste Funktionalität, Qualität und im Idealfall umfassend nachhaltige Herstellung" auszeichnen.

Wiederverwendbare BikeBox von Riese & Müller. © Riese+Müller
Wiederverwendbare BikeBox von Riese & Müller. © Riese+Müller

Riese & Müller setzt aktuell auf wiederverwendbare Fahrradverpackungen mit Pfandsystem. Andere bevorzugen kompostierbare Verpackungsfolien. Diamant verpackt Fahrräder mit Transportpolstern aus Papier. Diese Kissen sind mit geschredderten Kartonagen gefüllt.

Kommt aus Köln, das Plastikrad von IGUS. © IGUS
Kommt aus Köln, das Plastikrad von IGUS. © IGUS

Myboo aus Kiel produziert die bekannten Bambus-Räder. Igus-Bikes aus Köln setzt auf Räder aus Plastik. "Die Vision ist, dass die Plastikmüllhalden der Welt zu wertvollen Ressourcen für Fahrräder werden", heißt es auf der Website https://igus.bike/. Das Igus-Bike besteht aus recyceltem Hochleistungskunststoff. "Es rostet nicht und benötigt nahezu keine Wartung – sustainable plastics moving people. Wir von igus haben den Aspekt der Nachhaltigkeit in den Fokus unseres unternehmerischen Handelns gerückt", wirbt die Firma.

Hingucker: My Esel, das Rad aus Schichtholz. ©My Esel, Bernhard Steinacher
Hingucker: My Esel, das Rad aus Schichtholz. ©My Esel, Bernhard Steinacher

My Esel ist keineswegs ein Haustier, sondern eine Fahrradmanufaktur aus Traun bei Linz in Österreich. Dort werden in Handarbeit Fahrradrahmen aus Schichtholz aus regionaler Forstwirtschaft gefertigt. Das E-Bike ist ein echter Hingucker. Die Neue Zürcher Zeitung (5.12.23) urteilt: „... insgesamt hinterlässt dieses E-Bike einen hochwertigen, sauberen Qualitätseindruck.“ Und den gibt es zu einem durchaus mit anderen hochwertigen E-Bikes vergleichbaren Preis. Mehr Infos: https://my-esel.com/

Bei manchen Ideen mögen Marketing-Gesichtspunkte Pate gestanden haben, aber es gibt in der Branche auch viele Überzeugungstäter in Sachen Nachhaltigkeit. Dennoch ist die Fahrradbranche in Summe noch meilenweit von einer echten Kreislaufwirtschaft entfernt. Das vom EU-Parlament beschlossene "Recht auf Reparatur" könnte auch hier einschneidende Veränderungen bringen, wenn dieses Gesetz in nationales Recht umgesetzt wird.

Den eigenen ökologischen Fußabdruck messen?

Dass die Menschheit mehr Ressourcen verbraucht als unsere Erde ihr bietet, wissen wir spätestens seit im März 1972 der „Club of Rome“, ein Zusammenschluss von fast 1000 Wissenschaftler:innen aus 30 Ländern seine berühmte Studie „Die Grenzen des Wachstums“ veröffentlichte. Seitdem ist die Erkenntnis über die Verschwendung unserer Lebensgrundlagen und die Belastung des Klimas stetig gestiegen, allein das Handlungsdefizit, aus der Erkenntnis die nötigen Konsequenzen zu ziehen, ist nicht geringer geworden. Um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu berechnen, gibt es zahlreiche Angebote im Internet, zum Beispiel auf Websites wie www.brot-fuer-die-welt.de, www.naturefund.de, www.germany.myclimate.org, www.footprintcalculator.org, https://uba.co2-rechner.de. Manche Seiten machen auch gleich Vorschläge für Klimaschutzprojekte, mit denen der eigene Fußabdruck kompensiert werden kann.

Was kostet Dich der Klimaschutz?

Das lässt sich beantworten. Der (englischsprachige) „Carbon Pricing Incidence Calculator“ zeigt, was in den Haushaltskassen passiert, wenn der Staat fossile Brennstoffe verteuert und die dadurch entstehenden Einnahmen ganz oder teilweise an die Bevölkerung zurückverteilt. Das Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) hat im Dezember auf der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai das Rechentool vorgestellt. Der Calculator ist gefüttert mit empirischen Daten für 1,5 Millionen repräsentativ ausgewählte private Haushalte in 87 Ländern der Erde. Die Web-Anwendung findet sich hier: https://www.cpic-global.net

Das kannst Du selber tun:

  • Weniger kaufen! Wenn ein Teil noch in gutem Zustand ist, verwende es weiter. Du musst nicht jeden Marketing-Trend mitmachen.
  • Erkundige Dich beim Fahrradladen deines Vertrauens über nachhaltige Produkte.
  • Reparieren statt tauschen. Fahrradteile oder Bekleidung wieder instandsetzen (lassen), ist meist günstiger und spart Müll.
  • Kaufe besseres Material das länger hält.
  • Pflege Dein Rad und deine Radklamotten.

Nachhaltigkeitsziele weltweit

Der Weltverband der Fahrradindustrie World Bicycle Industry Association (WBIA) hat auf seiner Generalversammlung zehn Nachhaltigkeitsthemen festgelegt.


  • effektives Datenmanagement
  • Bildung
  • Energie
  • Kreislaufwirtschaft
  • Materialverbrauch
  • Ökodesign
  • nachhaltige Lieferketten
  • Fokus auf E-Bikes
  • Klimaschutzprojekte
  • Überprüfung des CO2-Fußabdrucks

Der WBIA beteiligt sich an verschiedenen Foren und Projekten auf UN-Ebene, darunter der paneuropäische Masterplan zur Förderung des Radverkehrs, sowie an globalen technischen Vorschriften zur Fahrzeug-Fahrzeug-Kommunikation, beispielsweise an der Aktualisierung des UN-Informationssystems zum toten Winkel, um Radfahrer zu erkennen.